Antrag der WGG geht nach Parlamentsbeschluss von 2019 in die Umsetzung

Wie im Griesheimer Anzeiger vom 6. Mai 2020 berichtet wurde, hat der Magistrat die Erstellung eines Ortsbildrahmenplanes durch ein Planungsbüro beauftragt. Damit wird ein für die weitere Stadtentwicklung Griesheims wichtiger, von der Wählergemeinschaft Griesheim (WGG) im August letzten Jahres in das Stadtparlament eingebrachter und dort einstimmig beschlossener Antrag, umgesetzt.

Das Thema „Griesheimer Stadtentwicklung“ wurde von der WGG seit ihrer Gründung stets kritisch begleitet, sagt Walter Keller, Fraktionsvorsitzender der WGG. Über lange Zeit allerdings seien alle Vorschläge, die über den Tellerrand eines Bebauungsplans hinausgingen, in der Regel als störend gewertet worden, ergänzt Werner Schmachtenberg, langjähriger Vertreter der WGG im Stadtplanungsausschuss. Seit 2016 jedoch, treffen die Vorschläge der WGG zur Stadtentwicklung auf mehr Zustimmung und Interesse, sowohl bei den Kooperationspartnern CDU, Bündnis90/Die Grünen und FDP als auch bei der SPD.

Die inhaltliche Aufarbeitung des Themas wurde ganz wesentlich von Dr. Karla Jessen geleistet. Karla Jessen hat immer wieder auf die städtebauliche Vernachlässigung der älteren Stadtgebiete westlich der Friedrich-Ebert-Straße hingewiesen. Die älteren, kleingliedrigen Quartiere Griesheims mit ihren charakteristischen, straßenständigen und giebelständigen Häusern, haben einen enormen Charme. Um diese Art des Ortsbildes zu erhalten, sollte es städtebaulich aufgewertet werden. Durch den hohen Grad der Verdichtung gehen zudem Gärten verloren. Diese jedoch sind sowohl für das Mikroklima der Stadt als auch als potentieller Lebensraum für Insekten von hoher ökologischer Bedeutung.

Die Stadt Griesheim ist in den letzten 60 Jahren enorm gewachsen. Dies zeigt sich in der Entwicklung der Einwohnerzahlen. Waren es im Jahre 1961 ca. 13.700 Einwohner, sind es derzeit ca. 28.000. Damit einher ging (und geht immer noch) eine sehr aktive Bautätigkeit, sowohl durch Erschließung neuer Wohngebiete als auch durch Verdichtung bestehender Quartiere. Aber wie wirkt sich diese intensive Bautätigkeit auf die städtebauliche Qualität und auf das Stadtbild im Allgemeinen aus? Nicht immer zum Besten. Bürgerinnen und Bürger empfinden z.B. manche Neubauten als überdimensioniert, ihre Formen und Proportionen passen nicht zur Umgebung.

„Bauen im Bestand“, ist eine besondere Herausforderung. Hier gilt es, neue Bauformen, die sich aus neuen Wohnbedürfnissen und veränderten Eigentümerstrukturen ergeben, mit dem historisch gewachsenen Bestand abzustimmen. Das heißt, es geht u.a. darum, für Griesheim typische, identitätsstiftende Bauformen und Stadtansichten zu erhalten und aufzuwerten.

Städtebauliche Qualität ergibt sich aus einem Miteinander aus Funktion, Ökonomie, Ökologie und „Schönheit“. Für die Beurteilung des Begriffs „Schönheit“ nennen Fachleute Kriterien, wie z.B. Maßstäblichkeit, Proportionalität, regionale Materialien, Harmonie und Nachhaltigkeit.

Beim Ortsbildrahmenplan geht es nun darum, Kriterien und Empfehlungen für den Erhalt bestehender, ortsbildprägender Quartiere, Ensembles und Gebäude zu definieren, sowie um die Neuschaffung qualitätsvoller, identitätsstiftender Ortsbilder. Hierfür will die Stadt Griesheim fast das gesamte Siedungsgebiet in den Fokus nehmen, ausgenommen sind lediglich die Gewerbegebiete und die Neubaugebiete im Süden und im Westen.

Damit will sich die Stadt Griesheim ein Instrumentarium erarbeiten, mit dem es gelingen kann, qualitätsvolle Stadtansichten und eine ortsbezogene Baukultur zu etablieren. Dieser Prozess, darin sind sich alle Akteure der verschiedenen Fraktionen einig, soll selbstverständlich unter Mitwirkung und Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern erfolgen.

(kj/wk)

Sehen Sie auch: Präsentation zur Situation des Griesheimer Stadtbildes (von Dr. Karla Jessen)

Beispiele Ortstypischer Griesheimer Bauten und Straßen: