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Wer wird König von Griesheim? © Hernán Piñera

Die grundlegende Frage ist doch:

Was macht einen guten Bürgermeister aus?

Ist es seine Parteizugehörigkeit? Sind es seine Versprechen? Ist es die Sympathie?

Wir sagen: Nein!

Welches die Erwartungen der Bürger an ihren Bürgermeister sind, haben Wissenschaftler der FernUniversität Hagen in einer repräsentativen Bürgerbefragung in Arnsberg (Nordrhein-Westfalen) und Schwäbisch Gmünd (Baden-Württemberg) ermittelt. Danach sind die vier wichtigsten Eigenschaften des Bürgermeisters aus der Sicht der Bürger

  • Glaubwürdigkeit,
  • Bürgernähe,
  • Führungsqualitäten,
  • Parteiunabhängigkeit.

Mit dieser Einschätzung beweisen die Bürger ein gutes Gespür für die oben genannten Anforderungen des Bürgermeisteramtes.

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Weitere Kriterien, bei der die Meinung der Bürger geteilt ist, sind:

Der Kandidat passt politisch nicht zur Ratsmehrheit (der Fall der „Kohabitation“).

Kohabitation
[dropcap]S[/dropcap]olange Bürgermeister vom Rat gewählt wurden, stimmten ihre politischen Anschauungen mit denen der Ratsmehrheit überein. Seit die Bürgermeister überall direkt gewählt werden, kann es dazu kommen, dass der Bürgermeister politisch anders orientiert ist als die Ratsmehrheit (Kohabitation). Die Kohabitationssituation ist konfliktträchtig, denn die Ratsmehrheit kann der Versuchung erliegen, den von ihr ungeliebten Bürgermeister auszubremsen (Bürgermeistermobbing). Die meisten Bürger schätzen es allerdings nicht, wenn der von ihnen gewählte Bürgermeister aus parteitaktischem Kalkül gehindert wird, seine Arbeit zu tun. In Süddeutschland haben „mobbende“ Fraktionen die Erfahrung gemacht, dass sie dafür bei der nächsten Kommunalwahl von den Wählern bestraft wurden – ein Lernprozess, der in anderen Bundesländern noch aussteht. Die Kohabitation hat übrigens einen nicht zu unterschätzenden Vorteil: Sie stärkt die gegenseitige Kontrolle von Rat und Bürgermeister und wirkt als Filzbremse.

Der Kandidat ist eine Frau.

Kandidatinnen
[dropcap]D[/dropcap]ie ersten hauptamtlichen Bürgermeisterinnen wurden Anfang der neunziger Jahre gewählt. Ihre Zahl ist immer noch klein, aber inzwischen groß genug, um sagen zu können, dass sie für das Amt ebenso geeignet sind wie Männer. Frauen wird oft eine gute Kommunikation und ein mehr auf Kooperation und Ausgleich als auf Konfrontation und Dominanz ausgerichteter Führungsstil zugeschrieben. Es gibt jedenfalls keinen Grund, eine qualifizierte Kandidatin nur deswegen nicht zu wählen, weil sie eine Frau ist. Auffällig oft werden Frauen eingesetzt, wenn ihre Partei oder Wählergruppe sich nur geringe oder gar keine Chancen ausrechnet. Eine Reaktion der Wähler auf diese offensichtliche Benachteiligung würde die Parteien und Wählergruppen zu mehr Fairness gegenüber ihren Kandidatinnen veranlassen.

Der Kandidat kommt nicht vom Ort.

Auswärtige Kandidaten
[dropcap]A[/dropcap]uf den ersten Blick haben auswärtige Kandidaten den Nachteil, dass sie die örtlichen Verhältnisse nicht kennen. Dieses Manko lässt sich jedoch schnell ausgleichen und ist zugleich ein Vorteil: Der auswärtige Kandidat hat im Zweifel keine Grundstücks- oder sonstigen wirtschaftlichen Interessen am Ort und ist keiner lokalen Gruppe verpflichtet (im Volksmund: verfilzt). Dort wo die Bürgermeister-Volkswahl noch neu ist, neigen die Parteien und Wählergruppen dazu, ihre Kandidaten ausschließlich im lokalen politischen Umfeld zu suchen. Das ist kein auf Qualität abzielendes Rekrutierungsmuster – schon gar nicht in kleineren Kommunen, wo das Angebot an geeigneten Kandidaten zwangsläufig knapp ist. Die Blickverengung auf den Wohnort verurteilt die Wähler oft dazu, sich zwischen Kandidaten entscheiden zu müssen, die alle nur bedingt geeignet sind. Parteien und Wählergruppen, die sich vom Kirchturmsdenken lösen und den Wählern einen qualifizierten, dynamischen auswärtigen Kandidaten anbieten, finden hier ihre Chance.

D.O.

[dropcap]B[/dropcap]itte beteiligen Sie sich an der Diskussion mit Ihren Kommentaren auf dieser Seite: Was bedeutet dies alles für die Bürgermeisterwahl in Griesheim?