Zusammenfassung der Anworten der Kandidierenden zur Bürgermeisterwahl 2022 aus unseren Fragerunden.
Die Kandidierenden zur Bürgermeisterwahl 2022 in Griesheim haben sich den Fragen der WGG gestellt.
Beide hatten vorab die selben Fragen zugesandt bekommen. Die Antworten aus diesen Abenden stellen wir hier nun gegenüber, um Ihnen zu ermöglichen, sich einen eigenen Eindruck zu machen.
Am ersten Abend durften wir Herrn Bürgermeister Krebs Wezl begrüßen.
Am Folgeabend war Frau Nimmerfroh bei uns zu Gast.
Städtische Finanzen und Wirtschaft
Vor kurzem wurde bekannt, dass der Haushalt der Stadt Griesheim für das laufende Jahr einen Investitionsüberschuss in Höhe von knapp 13 Mio. Euro aufweist.
Welche Maßnahmen zum Abbau dieses Überschusses erachten Sie als sinnvoll und möglich?
Geza Krebs-Wezl:
Die Investionsplanung betrifft zukünftige Projekte. Manche Investionen müssen einkalkuliert werden, um für entsprechende Projekte zunächst Gelder aus Bundes-und Landesförderprogramme beantragen zu können. Ein Abbau von Investitionsüberschuss ist Aufgabe der verwaltungsinternen Projektsteuerung. Nicht realisierte Projekte des einen müssen in das Folgejahr übertragen werden. Verloren sind diese nicht.
In diesem Jahr wird Griesheim Investitionen von ca. 9-10 Mio. EURO haben. Das ist beachtlich: im Vergleich hierzu hatten wir im Jahre 2016 Investitionen in Höhe von 2,7 Mio EURO getätigt.
Abschließend noch der Hinweis, dass die Annahme eines Überschusses von 13 Mio. EURO in dieser Höhe nicht zutrifft, der tatsächliche Betrag liegt darunter.
Maria-Christina Nimmerfroh:
Haushaltspolitik ist eine der schwierigsten kommunalpolitischen Disziplinen. Wir können nur Gelder ausgeben, die in einem bestimmten Haushaltstitel festgelegt sind. Bei nicht verausgabten Geldern müssen wir daher genau schauen, wofür es nicht ausgegeben wurde. Gibt es nachgelagerte Projekte, die angegangen werden müssen? Wir haben in Griesheim davon eine ganze Menge. Wir wissen ja, dass 13 Mio. EURO in der Kommunalpolitik keine große Summe sind.
Das hört sich viel an, aber wenn man überlegt, dass ein Schulneubau zwischen 50 und 60 Millionen kostet, dann ist das keine Summe, mit der wir viel machen können. Eines steht leider auch fest: alles, was wir bauen, wird nie wieder billiger werden. Alles wird in den nächsten Jahren immer teurer werden, im privaten Bereich wie im Öffentlichen
Welche konkreten Maßnahmen wollen Sie zur Ansiedlung weiterer Gewerbebetriebe ergreifen? Wie können zugleich Klimaneutralität und Umweltschutz hierbei berücksichtigt werden?
Geza Krebs-Wezl:
Das Gewerbegebiet Rübgrund 5 ist das wesentliche Projekt für die nächsten Jahre. Die Stadt Griesheim hat ca. 80% im eigenen Besitz. Damit hat sie die Möglichkeit, selbst zu steuern, welche Betriebe dort angesiedelt werden. Ziel ist es, Betriebe mit hoher Wertschöpfung anzusiedeln.
Bei der Ansiedlung der Firma Fahrrad Franz XXL rechnen wir mit der Generierung von bis zu 500 Arbeitsplätzen in der Ausbauendstufe und mit hohen Gewerbesteuern. Flächenverbrauch und ökologischer Fussabdruck sollen möglichst gering sein.
Maßnahmen wie Tiny Forest, Regenwasserversickerung, Dachbegrünung, Fassadenbegrünung, Photovoltaik, Kombination von Photovoltaik und Solarthermie werden bei der Planung einbezogen. Das größte Unternehmen, das sich dort ansiedelt, bestimmt die Planung des gesamten Gebietes.
Maria-Christina Nimmerfroh:
Meine Idee ist ein Klimaschutz-Cluster. Ich würde gerne Unternehmen ansiedeln, die uns heute fehlen: Heizungs- und Installationsbetriebe, Photovoltaik, Energieversorgung. Da muss man den Unternehmen die Möglichkeit geben, sich zu erweitern und die nötige Infrastruktur schaffen. In Griesheim scheint es mir im Moment eher so zu sein, dass man auf solche Unternehmen wartet.
Ich würde es umgekehrt machen und Gewerbegebiete in dieser Form entwickeln. Gewerbegebiete zeichnen sich oft durch große Hallen und versiegelte Flächen aus. Ich würde gerne umdenken: kann ich nicht jeden Quadratzentimeter versiegelte Fläche oder Dach oder Wand für Energie, Produktion, Energie, Speicherung nutzen? Ich würde gerne umgekehrt denken: nicht, was kann ich obendrauf packen, sondern die Unternehmen fragen, was man auf den Flächen, die sie nicht verwenden können, für Klimaschutz tun kann. Die technischen Möglichkeiten sind alle da.
Umwelt – Energie – Mobilität
Was kann und soll die Stadt Griesheim Ihrer Ansicht nach unternehmen, um die städte-bauliche Entwicklung Griesheims besser in Einklang mit der Ausweisung von Ausgleichs-flächen zu bringen?
Geza Krebs-Wezl:
Es ist immer von Vorteil, den Ausgleich vor Ort zu schaffen, d.h. im Planungsgebiet. Tatsächlich ist dies im Baugebiet Süd West auch schon einmal gemacht worden, in dem eine zusätzliche Kanalisation zur Abführung von Oberflächen Wasser eingeplant wurde, die in den Flecksgraben führt. Dieser soll an bestimmten Stellen aufgeweitet werden sowie in seinem weiteren Verlauf eine Überschwemmungswiese als Biotop angelegt werden, wo das Wasser auch versickern kann.
Weitere Maßnahmen zur Auffüllung des Ökopunkte-Kontos sind: Entwicklung einer Überschwennungswiese am Ende des Flechsgrabens. Ökologische Aufwertung des Gebiets im Achtundachtzig-Morgengewann. Aufbrechen und Renaturierung der Landwehr, dort Entwicklung eines Auenwälchens auf 2,5 ha. Ähnliche Vorhaben am Griesheimer Bruch. Letztere Maßnahmen sind nur möglich, wenn die vierte Reinigungsstufe in den Kläranlagen von Darmstadt und Griesheim realisiert ist. Weitere Maßnahmen im Wald sind Holzhackschnitzel, Eichelhähertische und Eselbeweidung, ebenso naturnahes Grün im Stadtgebiet selbst.
Maria-Christina Nimmerfroh:
Glücklicherweise sind die Städte heute verpflichtet, im Falle von Versiegelungen, zum Beispiel in Gewerbegebieten, ökologische Ausgleichsmaßnahmen zu treffen. Zum Beispiel Bäume pflanzen, aber nicht alleine, da gibt es noch sehr viele andere Maßnahmen: Gewässer, verschiedene Pflanzen, Biodiversität. Viele Kommunen pflanzen mal einen kleinen Wald, dann haben wir wieder ein paar Öko-Punkte. Da gibt es ein kompliziertes Berechnungssystem. Was ich gerne machen würde, ist, einfach weiter in die Zukunft schauen.
Diese Ausgleichsmaßnahmen werden in den nächsten Jahren aufwändiger werden. Die Regelungen werden sich verändern, es ist für mich wichtig, das dann alles zusammenpasst. Wie kann ich einen naturnahen Bereich weiterentwickeln? Wie kann ich das mit Erholungsaspekten verbinden? Wie kann auch eine Artenvielfalt im Bereich der Tiere verwirklicht werden? Das würde ich gerne größer denken.
Einerlei wie sich die Nutzung der einzelnen Verkehrsträger entwickelt: es wird immer erforderlich sein, das Nebeneinander der einzelnen Verkehrsteilnehmer zu ordnen. Welche planerischen Lösungen können Sie sich hier für Griesheim vorstellen?
Geza Krebs-Wezl:
Wenn es um das Miteinander der verschiedenen Verkehrsarten geht, kann eine entsprechende Straßengestaltung bewirken, dass der Verkehr insgesamt langsamer und ruhiger wird. Gute Beispiele sind hier die Jahn- und die Donaustraße. Zudem: es müssen mehr Fahrräder am Verkehr teilnehmen, um einen Verlangsammungseffekt zu erreichen. Wichtige Projekte sind zudem Straßenbahn und Stadtbus.
Zum Thema Generalverkehrsplan: Griesheim wird sich grundsätzliche Gedanken zum Thema Verkehr machen müssen. Gerade auch bei der Neugestaltung von Straßen müssen wir wissen, welche Funktion die Straße im Straßennetz hat. die Pfützenstraße zum Beispiel die wir jetzt in Angriff nehmen, soll keine Funktion für Durchfahrtsverkehr haben, dies hat dann Auswirkungen auf die Gestaltung. Realistisch ist die Gesamtbetrachtung von bestimmten Gebieten, wie z.B. im Griesheimer Südosten.
Maria-Christina Nimmerfroh:
Die Leute möchten zügig an ihr Ziel kommen und es muss die Verkehrssicherheit gegeben sein. Wir hören immer wieder, dass man sich als Fahrradfahrer mit beidseitig beparkten Straßen oft nicht sicher fühlt, weil nicht überall baulich getrennte Radwege bestehen. Der Stadtbus wird schon sehr lange diskutiert. Da muss man sich tatsächlich jede Straße und jede Kreuzung anschauen.
Für die Verkehrssicherheit kann es zum Beispiel helfen, ein Überholverbot für Autos bezüglich Radfahrer einzuführen. Nicht auf der Wilhelm-Leuschner-Straße, aber in Nebenstraßen. Dort muss der Autofahrer warten, bis der Radfahrer an der nächsten Ecke abgebogen ist, um gefährliche Überholmanöver zu vermeiden. Die Frage ist: Wie kann ich die Situation für die einzelnen Verkehrsströme in der Stadt verbessern? Ich habe alleine durch die Wege, die ich hier zu Fuß und mit dem Rad zurücklege, eine ganze Menge gesehen, was ich gerne verändern würde.
Wie sehen Sie die Stadt Griesheim in Sachen Katastrophenschutz aufgestellt? Haben wir Ihrer Ansicht nach hier Nachholbedarf und falls ja, welchen?
Geza Krebs-Wezl:
Handlungsbedarf besteht bei der Beschaffung von Notstromaggregaten für die Kläranlage und bei der Hegelsberghalle in ihrer Funktion als Notunterkunft sowie für das Rathaus. Wir sind dabei entsprechende Aggregate zu planen beziehungsweise zu erwerben. Aktuell wird ein mobiles Aggregat erworben, das flexibel einsetzbar ist.
Zweite Sorge sind zukünftige Starkregenereignisse. Bei Starkregenereignissen laufen die Kanäle, die den so genannten Überlaufwerken nachgelagert sind, in vielen Fällen sehr schnell voll. Eine gute Gegenmaßnahme ist die Versickerung von Dachflächenwasser. Damit gelangt das Dachflächenwasser nicht in die Kanalisation und diese wird entlastet.
Maria-Christina Nimmerfroh:
Dass Katastrophenschutz wichtig ist, weiß ich aus eigener Erfahrung: mein Büro an der Hochschule war vom Ahr-Hochwasser betroffen. Katastrophenschutz sieht man zumeist kaum. Wir sehen hier die neuen Sirenen und hohen Masten, aber sonst nicht viel.
Hier ist es die klassische Aufgabe der Politik, für dies und alles andere zu sorgen und dafür, dass es auch funktioniert. Im Ehrenamt in Griesheim haben wir viele engagierte Leute. Aber dass die Großküche in der Hegelsberghalle der Notfallversorgung dient, das wissen nur die Wenigsten. Wichtig in der Kommunikation ist es, transparent zu machen, welche Möglichkeiten wir hier vor Ort und welche wir im Landkreis haben.
Jugend, Soziales, Kultur & Sport
Kinderbetreuung und Ausbau der Kindertagesstätten werden allgemein befürwortet. Wie stehen Sie zu dem von der Stadt Griesheim betriebenen Altenwohnheim, dem Eigenbetrieb Haus Waldeck und wie sehen Sie hier die weitere Entwicklung?
Geza Krebs-Wezl:
Das Haus Waldeck muss zukunftsfähig gemacht werden. Dazu gibt es ein Positionspapier, in dem die Erhöhung der Pflegeplätze und der Ausbau des Betreuten Wohnens als mögliche Maßnahmen genannt werden.
Machbarkeitsstudien zweier erfahrener Architekturbüros wurden eingeholt, die Berechnungen der jeweiligen Vorhaben finden derzeit statt. Corona hat diesen Prozess in den letzten zwei Jahren stark behindert.
Maria-Christina Nimmerfroh:
Die Konstruktion hier in Griesheim ist etwas ganz Außergewöhnliches. In der Regel interessiert es Menschen, die Angehörige besuchen oder sich überlegen, ob sie dort später selbst einmal betreut werden wollen, nicht so brennend, ob das jetzt Träger A oder Träger B ist. In der Politik hat es entscheidende Auswirkungen: Wer finanziert das? Wer ist für Sanierungen und für Gebäudemanagement zuständig?
In der Kinderbetreuung gibt es das Recht auf den Kindergartenplatz, das wir erfüllen müssen. Im Bereich der Altenpflege haben wir das so nicht. Wir haben ein Gebäude und eine wichtige Einrichtung, die Griesheim weiterhin braucht. Man muss aber tatsächlich diskutieren: muss das die Stadt weiter betreiben? Gibt es nicht die Möglichkeit zur Kooperation oder einen anderen Träger?
Wie könnte man erreichen, dass das kulturelle Leben, vor allem für junge Menschen, in Griesheim vielfältiger wird?
Geza Krebs-Wezl:
Unsere städtischen Immobilien wie die Wagenhalle sollten noch mehr für kulturelle Angebote, gerade auch für Jugendliche, genutzt werden.
Vor Corona hatten wir mit einem Programm Stadt und Kultur begonnen. Dies muss wieder neu gestartet werden. Auch die Linie Neun sollte sich mit ihrem Angebot für die Jugendlichen engagieren.
Die Vereine spielen eine wichtige Rolle. Für Jugendliche ohne Vereinsbindung stehen z. B. die Dirt Bike Strecke oder die zukünftigen Soccer Cages zu Verfügung.
Maria-Christina Nimmerfroh:
Das ist nicht so einfach. Auf jeden Fall brauchen wir hier Antworten auf und Angebote gegen den Corona-Frust. Natürlich orientieren sich die Jugendlichen hier oft in Richtung Darmstadt, um zu feiern.
In anderen Kommunen wurden Partynächte oder Mitternachts-Fußballturniere von oben herab veranstaltet. Oft kamen dann nur die gesetzteren Herrschaften. Hier müssen wir die Jugendlichen selbst befragen.
Stadtplanung & Bauen
Griesheim weist die Besonderheit auf, dass Hallenbad und Freibad an getrennten Standorten betrieben werden. Als WGG vertreten wir die Auffassung, dass dies wirtschaftlich nicht sinn-voll ist.
Was ist Ihr Standpunkt hierzu?
Geza Krebs-Wezl:
Eine Zusammenlegung ist sinnvoll. Betriebliche Abläufe und Baulichkeiten, wie zum Beisspiel Umkleide, Wasseraufbereitung, eventuell sogar das Becken, können zusammen genutzt werden. Es bringt Kostenvorteile.
Maria-Christina Nimmerfroh:
Doppelstrukturen sind nicht sinnvoll. Mittelfristig steht die Zusammenlegung von Freibad und Hallenbad an.
Hier gibt es tolle Konzepte mit Cabriodächern. Wir sind hier in einer perfekten Situation, weil woanders solche technischen Lösungen schon implementiert wurden, zum Beispiel auch Hubböden für den Parallelbetrieb von Nichtschwimmern und Vereinsschwimmen.
Die WGG favorisiert für einen wirtschaftlichen und zeitgemäßen Betrieb eines Schwimmbads ein energiearmes Naturbad mit chlorfreier, klimaneutraler Badewassererwärmung.
Wie stehen Sie zu diesem Vorschlag?
Geza Krebs-Wezl:
Im Prinzip wäre ein Naturbad eine schöne Sache. Dessen Machbarkeit muss hinsichtlich Sicherheit und Flächenverbrauch geprüft werden.
Aus Sicht unserer Schwimmbadleitung ist das Badewasser bei einer chlorfreien, natürlichen Reinigung trübe. Badende, die zu Boden sinken, sieht man nicht ausreichend. Dies bringt Nachteile für die Sicherheit des Badebetriebes. Dies muss geprüft werden. Hier rege ich einen gemeinsamen Besuch eines Naturbades an.
Maria-Christina Nimmerfroh:
Der einzige Nachteil eines Naturbads ist, dass man viel Fläche braucht, vor allem für die naturnahe Klärung. Ich setze hier auf Fortschritte im Bereich der biologischen Klärung und bin offen für technische Innovationen. Deswegen fahre ich auch gerne auf Messen und informiere mich über die neuesten Entwicklungen.
So habe ich vor kurzem gesehen, wie eine asphaltierter Parkplatz eines Schwimmbades Wärme produzieren kann. Es ist also durchaus vorstellbar, dass wir in ein, zwei Jahren hier weitere neuere Verfahren einsetzen können, möglicher Weise als Pilotkommune.
Der jetzige Feuerwehr-Standort in der Goethestraße kann wegen des bevorstehenden Neubaus der Feuerwache abgeplant werden. Welche Folgenutzung halten Sie hier für städtebaulich sinnvoll?
Geza Krebs-Wezl:
Meine persönliche Vorstellung ist, dass dieser Bereich nicht für Wohnbebauung genutzt werden sollte, sondern als Grünfläche oder Park mit Begegnungsräumen und einem Spielplatz.
Dieser Bereich Griesheims ist diesbezüglich nicht besonders gut ausgestattet. Es gibt in der Stadt selbst nur den Bürgerpark am Wolfsweg. Das ist eigentlich zu wenig. Entscheiden tun hier aber die Stadtverordneten.
Maria-Christina Nimmerfroh:
In der Innenstadt kommen viele Bedürfnisse zusammen. Die Friedrich-Ebert-Schule ist wichtig, aktuell braucht sie Erweiterungsmöglichkeiten für die Nachmittagsbetreuung.
Angesichts der Konkurrenz um diese Fläche bietet sich ein städtebaulicher Wettbewerb um die besten Konzepte an. Die Frage ist: wie können wir zum Beispiel schulische Bedürfnisse mit solchen des Gewerbes zusammenbringen? Oder wie können wir das auch mit Naturschutzgesichtspunkten in Einklang bringen? Ausschlaggebend ist hier die Meinung der örtlichen Politik.
Auf Initiative der WGG wurde von der Stadtverordnetenversammlung eine Erhaltungs-satzung zur Bewahrung des Griesheimer Ortsbildes erlassen. Welche weiteren Schritte sehen Sie, um die Qualität des Ortsbildes nachhaltig zu schützen und zu fördern?
Geza Krebs-Wezl:
Für den Erfolg der Erhaltungssatzung benötigen wir eine gute Umsetzung sowie die gute Beratung durch unsere qualifizierten Mitarbeiter in der Stadtverwaltung und ferner gute Lösungen, die man den Bürgern bei ihren baulichen Maßnahmen empfehlen kann.
Neben den Häusern trägt auch die Straßengestaltung stark zum Ortsbild bei. Besonders bei grundhaften Sanierungen, wie in der Jahnstraße, Donaustraße und in der Pfützenstraße. Dies versuchen wir auszunutzen.
Maria-Christina Nimmerfroh:
Ich sehe es so, dass Griesheim ein sehr gemischtes Ortsbild hat. Es gibt Straßenzüge mit kleinen Grundstücken und einer alten Bausubstanz. Weiterhin haben wir den Marktplatz mit relativ neuen Gebäuden im Umfeld.
Die Stadt ist also aus verschiedenen Epochen zusammengewachsen. Die Erhaltungssatzung ist noch nicht so alt, daher würde ich ihr jetzt erstmal eine Chance geben wollen, sich zu entfalten. Später kann man dann untersuchen, ob noch bestimmte Dinge fehlen, die wir vielleicht noch mit aufnehmen müssen.
Wie beurteilen Sie den Stellenwert innerstädtischer Grünflächen und Schattenplätze und welche Maßnahmen wollen Sie hier ergreifen?
Geza Krebs-Wezl:
Grün ist unerläßlich. Bäume haben die größte ökologische Wirkung hinsichtlich Sauerstoffproduktion und Schattenwirkung.
Es wurden seit 2018 insgesamt 280 Bäume gepflanzt, weitere 50 kommen im Herbst dazu. Die Hinwendung zum naturnahen Grün ist auch wichtig für unsere einheimischen Insekten.
Maria-Christina Nimmerfroh:
Früher wurde viel versiegelt. Das soll nicht heißen, dass wir jetzt Straßen aufreißen. Aber überall da, wo wir Plätze oder Straßen anfassen wegen Sanierungsmaßnahmen, müssen wir neu nachdenken.
Wir brauchen andere Bäume als früher, weil wir eine andere Bewässerungssituation haben. Wir müssen das Schwammstadtprinzip diskutieren, also dass die Stadt die Regenmenge aufnimmt wie ein Schwamm und dann zu gegebener Zeit an die Vegetation abgibt. Wo können wir so etwas machen, insbesondere dort, wo wir neu gestalten wie am neuen Schulstandort, in einem Neubau- oder einem Gewerbegebiet? Wir müssen Grün ganz anders denken: Muss ich diese Stelle oder diesen Parkplatz versiegeln? Warum kein Baum? Wir haben eine Stadtplanung, die darauf abzielt, dass nicht zu viel verschattet wird. Heute brauchen wir ein ganz anderes Bewusstsein von Schatten und Sonne.
Griesheim und seine Nachbarn
Wie beurteilen Sie die Zukunft Griesheims als Mittelzentrum und welche Kooperationen mit unseren unmittelbar benachbarten Städten und Gemeinden sehen Sie als möglich und sinnvoll an?
Geza Krebs-Wezl:
Griesheim ist bereits ein Mittelzentrum. Bei der Beurteilung durch die Landesregierung sind wichtige Funktionen leider nicht eingeflossen. Im Bereich des Schienenverkehrs werden durch den geplanten Ausbau der Straßenbahn bis zum Westeingang Park & Ride-Möglichkeiten für Personen aus dem Ried entstehen, dies zählte nicht.
Unsere Bäder sind ein wichtiger Faktor, diese werden auch von vielen Nicht-Grieheimern genutzt. Weiterhin ist die Demenzstation im Haus Waldeck zu nennen, die im Bereich der Pflege überörtlich bedeutsam ist. Dann die Gerhart-Hauptmann-Schule, auf die viele Jugendliche von außerhalb gehen.
Griesheim wehrt sich gegen die willkürliche Einstufung als „Mittelzentrum in Kooperation“. In welchen Bereichen diese Kooperation stattfinden soll, wurde nicht genannt. Interkommunale Zusammenarbeit ist natürlich sinnvoll und wird auch betrieben, z.B. bei den Geschwindigkeitsmessungen des gemeinsamen Ordnungsbezirkes und bei der Digitalisierung der Verwaltung.
Maria-Christina Nimmerfroh:
Griesheim ist Mittelzentrum und erhält hierfür finanzielle Zuwendungen von der Landesregierung. Das heißt, es ist nicht völlig egal, ob wir das Label Mittelzentrum besitzen oder nicht.
Aus kommunalpolitischer Sicht muss Griesheim die Bedeutung haben, die es braucht, nämlich Mittelzentrum. Nicht nur wegen des Geldes, sondern weil Griesheim eine wichtige Verbindung ist zwischen den anderen Kommunen und nach Darmstadt. Zur Nachbarschaft gehört auch Zusammenarbeit, die ist auf politischer Ebene nicht immer einfach wegen der Landkreisgrenzen. Das hat die Landesregierung nicht immer begriffen.
Welche Maßnahmen sind Ihrer Meinung nach erforderlich, um zu verhindern, dass sich die von der Stadt Darmstadt beabsichtigte Gewerbeansiedlung sowie das Zoll-Trainingszentrum im Osten (Stars-&-Stripes-Gelände) zum Nachteil Griesheims auswirken?
Geza Krebs-Wezl:
Hinsichtlich der Verkehrsbelastung im Bereich der Kreuzung der Flughafenstraße mit der B 26 wurden bereits Berechnungen durchgeführt. Auch unter Berücksichtigung der Konversion wurde diese Belastung als erträglich eingestuft.
Von der Stadt Darmstadt hat Griesheim einen gemeinsamen Öffentlich-Rechtlichen Vertrag über die Erschließung dieses Gebietes eingefordert. Dieser wird derzeit erarbeitet. Darin wird zum Beispiel die Versickerung des Oberflächenwassers vor Ort geregelt sowie eine Mitbestimmung über die Art des anzusiedenden Gewerbes.
Eine prozentuale Beteiligung Griesheims an der Gewerbesteuer wird von uns ebenfalls gefordert. Gewerbesteuereinnahmen dienen auch der Instandhaltung der genutzten Infrastruktur.
Maria-Christina Nimmerfroh:
Verkehrlich wird sich das erst mal zum Nachteil Griesheims auswirken. Formell haben wir hier keine Möglichkeit. Auf der informellen Ebene müssen wir sagen: Wir wollen eine andere Lösung. Darmstadt braucht Anbindung und Verkehrswege, Verkehrsströme müssen geleitet werden. Auf der einen Seite freuen wir uns, dass was passiert. Ein belebtes Gelände ist besser als eines, wo nichts passiert. Und ein Fortbildungszentrum vom Zoll ist etwas, wo dann vielleicht der eine oder andere Gast oder Besucher oder jemand, der dort arbeitet, in Griesheim Heimat findet oder unterwegs ist.
Wenn der Bund baut, dauert es vermutlich, so dass wir noch etwas Zeit haben werden, uns damit zu beschäftigen. In Griesheim haben wir wegen der Mittellage immer über die Stadtgrenzen hinaus gedacht und geplant. Da muss man auch den großen Kollegen in Darmstadt auf die Pelle rücken.
Sehen Sie eine Chance, dass die ursprünglichen östlichen Gemarkungsteile, die 1938 an Darmstadt abgegeben werden mussten, wieder zurück nach Griesheim kommen? Wie sollte man Ihrer Meinung nach mit diesem delikaten Thema umgehen?
Geza Krebs-Wezl:
In Gesprächen mit der Stadt Darmstadt wird deren besondere Verantwortung für diese Gebiete hervorgehoben. Diese Gebiete gehören organisch zu Griesheim, sie werden über Griesheim erschlossen.
Eine Rückgabe der Flächen ist wenig aussichtsreich, aber als moralisches Druckmittel wird dieser Umstand eingesetzt.
Maria-Christina Nimmerfroh:
Die Zeit liegt lange zurück. Andererseits ist die aktuelle Gemarkungsgrenze, wenn man auf den Stadtplan blickt, unplausibel. Es ist ein delikates Thema, weil die Darmstädter uns ja auch nicht die Bude einrennen und fragen: Wollt ihr die Gebiete zurück?
Ich kann nicht versprechen, dass ich mich dafür einsetze. Ich glaube, wir haben die Chance, mit Darmstadt zu einer neuen Zusammenarbeit zu kommen. Demnächst wird das Amt des Oberbürgermeisters gewählt. Wir sind jetzt zuerst dran. Ich bin hier wirklich sehr verhalten optimistisch, was diese Lage angeht.
Überraschungsfragen
Zum Ende der jeweiligen Veranstaltung haben wir den Kandidierenden noch 2 Fragen gestellt, ohne dass sie vorab davon wussten.
Was würden Sie als zukünftige*r Bürgermeister*in anders machen, als bisher?
Geza Krebs-Wezl:
Es geht immer weiter nach vorne. Etwas „anders“ machen impliziert, dass etwas verkehrt gelaufen wäre. Nein. Es werden sich Akzente verschieben. Es kommen neue Aufgaben, aber prinzipiell glaube ich, dass der eingeschlagene Kurs bisher richtig war.
Maria-Christina Nimmerfroh:
In die Zukunft denken, nicht nur über den Zeitraum der nächsten Legislaturperiode! Die Planungen und deren Umsetzungen, die jetzt angegangen werden haben eine Wirkung auf die nächsten 20 bis 30 Jahre. Das habe ich hier vermisst.
Was zeichnet Sie persönlich aus, weswegen die Wähler Ihnen ihre Stimme geben sollten?
Geza Krebs-Wezl:
Die Bürger sollen sich anschauen, wie ich bisher an die angefallenen Themen herangegangen bin. Dann sehen sie, dass ich Dinge umgesetzt bekomme. Das Amt des Bürgermeisters macht mir eine riesen Freude. Da darf man mir gerne bei zuschauen und der eine oder andere wird feststellen: das macht er doch ganz gut.
Maria-Christina Nimmerfroh:
Ich bringe einerseits viel Erfahrung aus der Kommunalpolitik – grade NICHT aus Griesheim – mit. Ich habe viele Kommunen und Landkreise gesehen und kann Punkte, die Wichtig sind, schnell erkennen. Andererseits möchte ich meinen Zweifel an den eigenen Fähigkeiten als Alleinstellungsmerkmal aufführen. Ich habe keine Angst vor Entscheidungen, vor Verantwortung oder vor viel Arbeit, aber ich weiß, dass Zusammenarbeit und gemeinsam, mit anderen zu entscheiden immer besser ist, als das, was ich mir alleine ausdenken kann.
Das Alleinstellungsmerkmal der WGG ist: wir sind unabhängig, nicht von Ideologie getrieben und grundtief demokratisch. Unser Fokus liegt rein auf Griesheim und dem Wohle unserer Bürgerschaft.
Daher eine Bitte an Sie, lieber Griesheimer und liebe Griesheimerin: Wie auch immer Sie sich entscheiden, wir hoffen, dass wir Ihnen mit dieser Aktion eine Hilfestellung zu Ihrer Entscheidung an die Hand geben konnten. Gehen Sie am Sonntag 16.10.22 wählen, denn das macht Demokratie aus!